Über die Weihnachtsfeiertage habe ich zwischen meiner Reise von Miami nach Nizza einen kurzen Zwischenstopp in Paris eingelegt. Zu meiner Überraschung hielten die sich ausweitenden Streiks an, legten die Verkehrsmittel lahm und machten es unmöglich, in der Stadt zu reisen. Da die Pariser Modewoche für Männer immer näher rückt, ist meine Vorfreude auf die Schauen exponentiell gestiegen. Ich stellte mir weiterhin die Frage, wie sich die scheinbar unaufhörliche Präsenz des Streiks – der auf die Proteste der Gelbwesten folgte, die während der Schauen im letzten Jahr zu sehen waren – auf die Schauen auswirken und das Gesamterlebnis der Modewoche beeinträchtigen könnte.
Doch was ich mir als eine Zeit voller nervenaufreibendem Stress vorgestellt hatte, erwies sich als das genaue Gegenteil. Pariser Designer, aber auch internationale Importeure, die ihre Kollektionen in Paris zeigen, wehren sich gegen das düstere politische Klima. Statt sich ihrer Umgebung zu unterwerfen, versprachen die Shows durch transzendentale und interaktive Darbietungen, bei denen die Kleidung ebenso wild und vollständig erblühte wie ihre Umgebung, ein großes Fest für das Leben. Die Stimmung war bei allen Anwesenden einhellig gut, denn die Designer besannen sich auf einen der ursprünglichen Zwecke der Mode: Optimismus.
Bei drei Veranstaltungen wurde dieser Gedanke besonders deutlich. Olivier Rousteing rief eine Reihe interpretierender Tänzer auf, um die Balmain-Präsentation mit einer Hommage an Rousteings multikulturelle Identität zu beenden. Die Körper bewegten sich mit unglaublicher Geschmeidigkeit und Schönheit und verzauberten das Publikum in einen Zustand der Hoffnung. Bei Undercover stellte Damien Jalet, ein belgischer Spitzenchoreograf, mit dem ich kürzlich bei einem Video für Madonnas Madame X-Tournee zusammengearbeitet habe, sein Können mit einer Interpretationsperformance unter Beweis. „The Fallen Man“ war ein eindringlich-schönes Tanzstück, das innere Hemmungen reflektierte und in drei Segmenten ausgearbeitet wurde, wobei die Modelle von Jun Takahashi die Tänzer auf einer wie eine Zielscheibe dekorierten Bühne umkreisten.
Issey Miyake schließlich verband interpretative Choreografien, Gymnastik auf hohem Niveau und das sanfte Summen von Saxophonen zu einer Präsentation, die sowohl fröhlich als auch verführerisch war. Die Aufführung erwies sich als wirkungsvoll, da die unterschiedlichen Bewegungsgrade die Flexibilität der einzelnen Kleidungsstücke zum Ausdruck brachten – eine Eigenschaft, für die das Haus bekannt ist. Gegen Ende der Show kamen die Tänzerinnen und Tänzer mit kleinen Einladungen nach draußen ins Publikum, um sich zu ihnen auf die Bühne zu gesellen.
Neben diesen drei bewegenden Darbietungen gibt es noch einige Designer, die nicht unerwähnt bleiben dürfen. Rhude verschmolz Schlagzeug- und Hip-Hop-Beats zu einer ausgewogenen, düsteren Präsentation. LVMH-Preisträger Doublet kreierte ein provisorisches japanisches Restaurant, in dem die Models so taten, als würden sie dort speisen, während die GmbH die Gäste in der Oper mit dem Sänger Steve Katona hörbar unterhielt. Der straßenerfahrene Virgil Abloh eröffnete die Modewoche mit einer Stepptanz-Performance bei Off-White und schlug die Brücke zwischen Theater- und Modewelt, indem er die weltberühmten DJs Cybotron und Benji B bei der Louis Vuitton Show auflegen ließ.
Zum Abschluss der feierlichen Atmosphäre der Schauen in Paris beehrte FKA Twigs das Publikum mit einer außerirdischen Performance bei Valentino. Gekleidet in ein Valentino-Couture-Spitzenkleid, verzauberte das himmlische Wesen mit ihrer sanften, ätherischen Stimme die Besucher der Show.
Da haben Sie es also: eine Reihe von Designern, die sich nicht von der kontrastreichen politischen Atmosphäre in ihren Kollektionen und Shows beeinflussen lassen. Von Tänzern bis zu Musikern, von Akrobaten bis zu Restaurants – Paris tut das, was es am besten kann: das Leben und die Kultur durch die Kunst feiern. Die Demonstranten schlagen zu, während die Designer auf Gold stoßen.